Das heutige Thema ist ein sehr emotionales, bewegendes, aufwühlendes, und ja, natürlich trauriges.
Wir alle wissen, wenn wir ein Tier in unser Leben einladen, dass wir es sehr wahrscheinlich überleben werden.
Dies ist ein Grund, warum viele Menschen kein Tier (mehr) zu sich nehmen, obwohl sie sich sehr zu Tieren hingezogen fühlen, sie lieben und wertschätzen. Sie haben Angst vor dem Abschied, der irgendwann kommen wird und möchten sich ihm nicht stellen müssen. Eine sehr menschliche Regung, die Toleranz und Verständnis erfordert.
Die Tiere empfinden anders. Sie freuen sich über jeden einzelnen Tag mit einem vertrauten Menschen, genießen und kosten ihr Leben aus. Sie haben ein inneres Wissen darüber, dass sie sterben werden, sie haben jedoch keine Angst davor. Der Tod gehört für sie ebenso wie jeder Tag zum Leben dazu. Natürlich haben sie ebenso wie wir einen stark ausgeprägten Überlebensinstinkt, der sie auf Gefahr hin reagieren, flüchten, erstarren oder angreifen lässt. Das ist jedoch etwas völlig Anderes als Angst vor einem bevorstehenden Tod im Sterbeprozess.
Wenn die Menschen bereit sind zu einem Gespräch über die Sichtweise der Tiere zum Sterben, sich ihr öffnen, wandelt sich häufig ihr Empfinden. Vielen wird bewusst, dass ihre „Flucht" vor diesem Thema aus einer grundsätzlichen Angst vor dem Tod resultiert. Vor dem eigenen Tod, vor dem ihrer Familienmitglieder, vor dem all ihrer Lieben. Sterben und Tod sind zumeist keine Themen, über die in angemessenem und erforderlichem Maß gesprochen wird. Woher sollen wir daher einen sinnvollen Umgang mit diesem ...ja, Lebensthema lernen?
Zum Beispiel von den Tieren. Die Menschen, die ihr Tier auf die natürliche Weise in den Tod begleiten – soweit möglich - äußern danach, dass sie sehr sehr viel daraus gelernt haben und dass ihre eigene Angst gemildert und relativiert wurde. Sie haben wahrgenommen, wie sehr das Tier das Sterben und den Weg dahin annimmt. Natürlich wird von manchen Menschen argumentiert, dass die Tiere nicht wissen, dass sie sterben werden und daher eben auch keine Angst davor haben. Ich bin überzeugt, allein schon ihre Instinkte lassen sie bei Altersschwäche oder tödlicher Krankheit wissen, dass der Übergang, der Wechsel bevorsteht. Sie spüren es und sie kämpfen nicht dagegen an, was es viel schwerer machen würde. Solange das Umfeld so gut wie möglich harmonisch und friedlich ist.
Genau DAS ist unsere Aufgabe in der Sterbebegleitung für unsere Tiere. Eine Atmosphäre der Ruhe zu schaffen, so gut es wir es schaffen. Wir selbst brauchen meist Unterstützung dafür, es ist eine große psychische Herausforderung, mit vielen emotionalen Höhen und Tiefen, an der wir uns weiterentwickeln und reifen können. Freund/innen, die bereit sind, diesen Weg ohne Einschläfern mitzugehen und mitzutragen, sind eine sehr große Hilfe. Viele sterbebegleitende Menschen wenden sich an Tierkommunikator*innen, und wenn diese sehr sorgsam und bewusst die Wünsche und Bedürfnisse des Tieres übersetzen, kommt es zu einem hilfreichen Miteinander aller Beteiligten.
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